Ich gebe es zu: Mitunter übertreibe ich ein wenig, um die Originalität oder die Absurdität einer Begebenheit deutlich zu machen. In diesem Fall aber bedarf es keiner Übertreibung. Ich war heute im Media-Markt. Mein Interesse galt einem Beamer, und da ich dergleichen nicht alle drei Wochen kaufe, wollte ich mich beraten lassen. Und dabei wollte ich gerne mit einem Menschen aus Fleisch und Blut sprechen, der spontan und freundlich auf meine Fragen reagiert und nicht mit einer künstlichen...
Wo war ich? Alles war so sonderbar! Ein bisschen schwebend, ein bisschen neblig. Vor mir öffnete sich eine schwere Tür. Ein alter, großer, schlanker Mann mit einem wei0e Bart begrüßte mich freundlich: „Albert! Wis schön! – Siehst Du, früher oder später kommt jeder hier hin. Bevor ich Dir Deinen Platz zeige, gehe doch eben noch mit Maria mit. Sie möchte Dir etwas zeigen.“ Anstandslos folgte ich der etwas gebückten, kleinen Frau. In kürzester Zeit hatten wir den Weg zu einem...
Zu den beglückendsten und gleichzeitig einträglichsten Freizeitbeschäftigungen am Sonntag zählt ohne Frage, alten Kram, den keiner mehr brauchen kann, auf einem Flohmarkt feil zu bieten. So beschlossen meine klügere Hälfte und ich, den heutigen Sonntag sinnstiftend am Breitenbachplatz auf zwei ausgeleierten Klappstühlen bei warmem Mineralwasser und kalter Bratwurst zu verbringen. Hatten wir doch unlängst unseren Kleiderschrank inspiziert und kübelweise verblichene Textilien entdeckt,...
Wenn man eine Sternschnuppe sieht, darf man sich was wünschen. Klar! Man darf sich immer was wünschen. Aber in Verbindung mit dem Anblick einer Sternschnuppe geht der Wunsch in aller Regel in Erfüllung. Seit einiger Zeit macht sich allerdings ein bemerkenswerter Rückgang der Wunscherfüllungsrate bemerkbar. Das wiederum hat Auswirkungen auf unser Seelenleben einerseits und unser Bestellverhalten andererseits. Wünsche, die materieller Natur sind, kann man sich ja auch online erfüllen....
Verlass Es ist mitunter spannend, wie man selbst so tickt. Ein Beispiel: Wenn ich für solch große Unternehmungen wie einen Gang zum nächsten Supermarkt das Haus zu verlassen beabsichtige, muss ich an vieles denken. Den Haustürschlüssel zu allererst, das Handy, das Portemonnaie, die Sonnenbrille für meine lichtempfindlichen Augen, den Jute-Beutel für den Einkauf. Und da das für einen alten Zausel wie mich ziemlich viel ist, taste ich mich vor dem Verlassen der Wohnung noch einmal am...
Die Fähigkeit, sich zu steigern, zeichnet nicht nur Sportler, sondern auch Unternehmen aus. So zum Beispiel Fernsehsender. Im ZDF wurde vermutlich vor einiger Zeit die Losung ausgegeben, eine Sendung zu produzieren, die noch langweiliger ist als die Tele-Tubbies. Und siehe da, mit der Produktion des Formats „Die Küchenschlacht“, in der jeden Wochentag, den der liebe Gott werden lässt, unbeholfene Laienköchinnen und -köche Würstel verbrennen, ist den Fernsehmachern in Sachen Langeweile...
Heute ist ein besonderer Tag! SIE hat zu mir gesagt: „Du bist mein Held!“ Und – bei aller Bescheidenheit – SIE hat ganz Recht. Warum? Nun: Meine Office-Programme erinnerten mich seit Tagen mit enervierender Penetranz, dass die Software erneut aktiviert werden müsse. Also habe ich – dessen Ehrentitel nicht eben „der Gewissenhafte“ ist – einige Mühen aufwenden müssen, um den Aktivierungscode zu ermitteln. Dann ging es an dessen Eingabe und prompt kam die Antwort: „Wir können...
Nicht für die Schule lernen wir, sondern für das Leben. Wie fundamental richtig diese Aussage ist, wurde mir unlängst gewahr, als ich mir überlegt habe, eine Software käuflich zu erwerben. Da wurde mir angeboten, ein Jahresabo für 56 Euro abzuschließen. Alternativ dazu bestand auch die Möglichkeit, die Software – man sagt ja heutzutage App – für eine lebenslange Nutzung zu kaufen. Kostenpunkt 71 Euro. In dem Moment erinnerte ich mich an meinen Unterricht in der Höheren...
Solche Dialoge muss man sich auf der Zunge zergehen lassen: (Ich habe das ein wenig auf die Spitze getrieben.) Er: Beinahe hätte ich mir neulich ein 6er-Pack Socken gekauft. Sie: Warum hast Du es nicht getan? Er: Es gab sie nur bis 39-42. Sie: Dann waren das Damensocken. Er: Die waren aber schwarz. Sie: Es gibt auch Damensocken in Schwarz. Er: Das wäre mir auch egal gewesen. Aber es gab ja keine in 43-46. Sie: Es gibt keine Damensocken in 43 – 46. Er: Deswegen habe ich sie ja auch nicht...
Ich denke oft an Ibrahim. Ich habe ihn heute noch vor Augen. Dieser drahtige alte Mann hatte ein Gesicht, wie man einen Kurden malen würde: dichte graue Haare, tiefe Falten, markante Züge und ein gerader, klarer Blick. Nun hockte er am Fuß eines Baumes am Rande des Bürgersteigs und sinnierte in den trockenen Rasen vor sich. Es war gerade Pause eines Sprachkurses, an dem Ibrahim teilnahm. Der resignierte Mann am Baum musste Deutsch lernen. Und dabei konnte er noch nicht einmal lesen und...