Verlass
Es ist mitunter spannend, wie man selbst so tickt. Ein Beispiel: Wenn ich für solch große Unternehmungen wie einen Gang zum nächsten Supermarkt das Haus zu verlassen beabsichtige, muss ich an vieles denken. Den Haustürschlüssel zu allererst, das Handy, das Portemonnaie, die Sonnenbrille für meine lichtempfindlichen Augen, den Jute-Beutel für den Einkauf. Und da das für einen alten Zausel wie mich ziemlich viel ist, taste ich mich vor dem Verlassen der Wohnung noch einmal am ganzen Körper ab – naja, fast am ganzen. Dann marschiere ich los und nach spätestens fünf Metern auf dem Gehsteig wundere ich mich, dass ich so unscharf sehe. Diese Beobachtung führt mich alsbald zu der Erkenntnis, dass ich doch tatsächlich noch die Guckmaschine für die Computerarbeit auf der Nase habe. Also tief durchatmen und zurück in die Wohnung. Und dieses Erlebnis habe ich wie weiland Bill Murray mit dem Murmeltier – jeden verdammten Tag!
Doch hat dieses Ritual auch seine Vorteile. Ich stehe nicht am Ende des langen Weges vor der Kasse und krame erfolglos nach meinem Geld. Ich stehe auch nicht, wieder zurück vor der Haustür und finde den Schlüssel nicht. Nein, ich vergesse mit penetranter Regelmäßigkeit, die Brille zu wechseln.
Meine Vergesslichkeit vergisst nicht irgendwas! Sie überlegt sich genau, was mir fehlen soll beim Einkauf und trifft eine zuverlässige Entscheidung. Auf meine Vergesslichkeit ist Verlass! Das hat doch was Beruhigendes.
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