Es gibt einen großen Moment in meinem Tagesablauf. Allabendlich etwa Viertel vor Sieben – also pünktlich zu den Nachrichten - sammle ich meine Rauchutensilien ein, um mich gemütlich vor dem Fernsehgerät niederzulassen. Dann nämlich darf ich wieder rauchen, meiner selbst auferlegten Tagesabstinenz folgend. Das ist in meinem Fall ein recht umfangreiches Unterfangen und stellt die letzte geistige Herausforderung des Tages für mich dar.
Also: Es gilt, Pfeife, Feuerzeug, Pfeifenstopfer (der nicht nur stopft, sondern auch reinigt), Tabak und Aschenbecher zu greifen. Außerdem muss ich die Fernsehbrille auf der Nase haben und mir aus der Küche etwas zum Naschen holen. Heute war es eine Packung Käse. Ich liebe Käse ohne Brot!
Eines aber steht fest: Ich vergesse immer – aber wirklich immer! – irgendetwas davon. Heute aber sah es tatsächlich danach aus, als hätte ich an alles gedacht. Und somit bestand die Chance, einen wunderbaren Moment so richtig zu genießen: den erhabenen Moment des Niedersinkens in den Fernsehsessel. Aaaah!
Bestens gelaunt griff ich zu meiner Pfeife und dem Pfeifenstopfer, um sie vor dem Anzünden noch einmal sorgfältig zu säubern. „Wo ist der Pfeifenstopfer? Das kann jetzt nicht wahr sein! Ich hatte ihn doch gegriffen. Bin ich denn schon völlig senil?!“ Also wieder ächzend raus aus dem Sessel und zurück zum Schreibtisch. Da war der Pfeifenstopfer auch nicht. Vielleicht lag er auf den Esstisch? Auch nicht. Schließlich kam die Erleuchtung: der Griff in die linke Hosentasche. Und tatsächlich - da war er. Positiv: Ich hatte dran gedacht. Ärgerlich: Ich war noch mal aufgestanden und hatte mir den großen Moment des Tages verdorben.
Wieder im Sessel, war die Pfeife alsbald gestopft. Jetzt galt es, die Käsepackung zu öffnen. Und natürlich brach mir die Ecke ab, an der ich sie hätte aufziehen können. Nun war eine Schere gefragt. Das konnte doch nicht wahr sein! Aber ich hatte ja ein Taschenmesser. Ein über die Maßen segensreiches Gerät, das mir an fast jedem Tag zur Bewältigung der Unbilden des Lebens gute Dienste leistet. Jedoch: Das Taschenmesser war nicht an dem Platz, an den es bestimmungsgemäß gehörte. Es war nicht in meiner Tasche! Das konnte doch einfach nicht wahr sein!
Also: wieder raus aus dem Sessel und dieses Mal das Taschenmesser suchen. Zwischenzeitliche Verzweiflung nach dem Motto „Jetzt ist es weg! Für immer weg. Wie schade!“ inbegriffen. Es dauerte eine Weile, bis mir einfiel, dass es auf dem Nachttisch liegen musste.
Meinen Sessel fand ich rasch wieder. Aaaah! Die Käseverpackung ward problemlos geöffnet. Und nun konnte ich auch meine Pfeife anzünden. Denn an das Feuerzeug hatte ich ja gedacht. Allerdings waren die Nachrichten inzwischen zur Hälfte gelaufen.
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